Quai West

von Bernard-Marie Koltès
aus dem Französischen von Simon Werle
Fassung von Michael Thalheimer und Klaus Missbach

In einem verfallenen Viertel einer großen westlichen Hafenstadt, das vom Stadtzentrum durch einen Fluss getrennt ist, gibt es einen dunklen Ort, vielleicht einen großen, leeren Hangar, der Unterschlupf ist für Obdachlose, für Süchtige und Dealer. Ein äußerst merkwürdiger Ort für alle denkbaren Abrechnungen, vor allem aber ein Ort, an dem aus unerfindlichen Gründen niemals Polizei auftaucht und den man auf mysteriöse Weise verwahrlosen lässt, wie eine vergessene Ecke in einem Garten, wo die Pflanzen sich anders entwickeln, wo die normale Ordnung nicht existiert, dafür aber eine seltsam andere. Hierher kommt Maurice Koch, ein Bankier, der Millionen veruntreut hat, begleitet von seiner Mitarbeiterin Monique, um Selbstmord zu begehen. In der Dunkelheit der Nacht treffen sie auf Charles, der von einem besseren Leben auf der anderen Seite des Flusses träumt, auf Fak, der hinter Charles’ Schwester Claire her ist, und auf deren Eltern Cécile und Rodolfe, geflohen vor dem Krieg in ihrem Heimatland. Eine merkwürdige Konstellation von Menschen, die nur dieser seltsame Ort ermöglicht. Und alle sind damit beschäftigt, ununterbrochen zu tauschen, Geschäfte zu machen, zu dealen, ein Handeln, „das sich aus tausend gewöhnlichen Dramen zusammensetzt: aus Verlangen, Geldgier, vermeintlichem Einverständnis, aus tiefen Geheimnissen, die jeder für sich behält“ (Koltès).
»Quai West« wurde 1986 uraufgeführt. Die Bedeutung des früh verstorbenen Autors Koltès ist unstrittig: Sein Werk ist politisch absolut gegenwärtig, realistisch, geheimnisvoll, hart, unerbittlich, poetisch, tragisch und komisch zugleich.

Foto: Matthias Horn

Es spielen: Eva Bühnen, Sandra Gerling, Markus John, Jan-Peter Kampwirth, Carlo Ljubek, Peter Moltzen, Julia Wieninger

Regie: Michael Thalheimer Bühne: Olaf Altmann Kostüme: Michaela Barth Komposition: Bert Wrede Licht: Holger Stellwag Dramaturgie: Klaus Missbach
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