Geschichten aus dem Wiener Wald
von Ödön von Horváth
Marianne sucht nach einer Rolle für sich in ihrem Leben. Wie andere Frauenfiguren Horváths lebt sie in scheußlichen Abhängigkeiten. „Papa sagt immer, die finanzielle Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus.“ Aber Marianne kämpft gegen ihre arrangierte Verlobung und versucht zu tun, was ihrem Gefühl entspricht, sich aus dem Konstrukt zu befreien, das ihr Vater, genannt der „Zauberkönig“, und ihr Bräutigam Oskar, ein Metzger, aufgerichtet haben. „Jetzt bricht der Sklave seine Fessel“, darf Marianne von sich selbst sagen, für einen Moment. Lange vor 1968 und #MeToo fällt 1929 der Satz: „Mein Körper gehört mir“. Zu Recht gilt das Stück als Schlüsselwerk des modernen Dramas.
„Demaskierung“ ist Programm bei Horváth. Und vor dem Hintergrund der größten Wirtschaftskrise der Geschichte entlarven sich die volkstümlichen Klischees in den Köpfen geradezu von selbst und treten in ihrem Gegensatz zum Leben und zum Überlebenskampf brutal hervor. Schnell wird die Wiener Gemütlichkeit unheimlich ungemütlich. Durch die poetisch-chirurgische Präparation sprachlicher Verrohung zeigt Horváth präzise den Bewusstseinsstatus seiner Menschen, der Typus tritt hervor, die „Unperson“. Konsequent verpackt die Regisseurin Heike M. Goetze ihre Spieler*innen ganz in Stoff. Die Text-RNA ist stärker als alle Persönlichkeit.
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Fotos: Arno Declair
Regie, Bühne und Kostüme: Heike M. Goetze Musik: Fabian Kalker Licht: Annette ter Meulen Dramaturgie: Ralf Fiedler
Pressestimmen
Hamburger Abendblatt
„Durchweg drastisch deklamieren die Figuren die Horváth-Sätze, agieren mit der Heftigkeit ihrer Verzweiflung, das Milieu ist spürbar und zugleich aufgelöst […] Das tolle Ensemble bewegt sich innerhalb dieses eindringlichen Konzeptes mit erstaunlicher Souveränität. Es berührt bei aller Gesichtslosigkeit und Puppenhaftigkeit.“
Die Deutsche Bühne
„Es ist eine besondere Premiere, gerade hat Intendantin Karin Beier das Publikum begrüßt, das sich nicht im Schauspielhaus befindet, sondern den Live-Stream von zuhause aus verfolgt. Eine Geisterpremiere in Zeiten des zweiten Lockdowns. Da passt es irgendwie, dass das Ensemble auf der großen düsteren Bühne, die Regisseurin Heike M. Goetze entworfen hat, wie eine Ansammlung von Gespenstern wirkt.“
nachtkritik.de
„Erschreckend gut funktioniert Goetzes alptraumhafte Livestream-Inszenierung. Die maskenhaften Figuren berühren, gerade durch ihre Anonymität und Austauschbarkeit, die Schauspieler*innen lassen Schaudern, gerade durch das Ungefähre in ihrer Figurenzeichnung. Eine atmosphärisch dichte ‚Geistervorstellung‘, deren Geister noch lange nicht tot sind.“
Das Kulturblog
„Heike M. Goetze überrascht bei ihrer ersten Arbeit in Hamburg mit einer sehr experimentierfreudigen und eigenwilligen Handschrift.“
NDR 90,3 Kulturjournal
„Dieses Stück ist eine Einladung zum Tanz – auf Abstand. Und: eine Einladung in eine verkehrte Welt. […] Das menschliche Gesicht. Hier wird der Abend plastisch, hierhin führt er: Es ist ein starker, ein mutiger Versuch, Kunst zu machen aus dem Jetzt. Aus diesen Masken, diesem Abstandsgebot.“
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