Wir haben getan, was wir konnten
Eine medizinisch-theatrale Recherche über Leben und Tod im deutschen Gesundheitswesen
von Tuğsal Moğul
Regie: Tuğsal Moğul
Uraufführung 12/09/2020
MalerSaal
Dauer: Eine Stunde. Zwanzig Minuten. Keine Pause.
Anhand von drei Fällen aus der jüngsten deutschen Kriminalgeschichte werden Zustände und Grenzen eines maroden Gesundheitssystems durchleuchtet, in dem jahrelang aus Profitinteressen von Klinikbetreiber*innen und der Pharmaindustrie aus Patient*innen „Kund*innen“ und aus Pfleger*innen und Ärzt*innen „Leistungserbringer*innen“ gemacht wurden. Ohne den Hintergrund dieses auf ökonomische Effizienz getrimmten inhumanen Systems wären die drei Fälle kaum denkbar und durch ihre Tabuisierung gelangen sie nur selten an die Öffentlichkeit.
Begleitet wird diese Reise in abgeschlossene Räume – auf die Intensivstation oder in das Hinterzimmer einer Apotheke – von Barockmusik, gespielt und gesungen von den Musiker*innen und Schauspieler*innen der Produktion.
Der Regisseur und Autor Tuğsal Moğul praktiziert neben seiner Theaterarbeit als Anästhesist und Notarzt in Münster. Sein Debütstück »Halbstarke Halbgötter«, erster Teil einer Trilogie über Ärzt*innen, Patient*innen und ihre Angehörigen, wird 2011 zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen, seine Rechercheprojekte, u. a. »Die deutsche Ayşe« (2013) und »Auch Deutsche unter den Opfern / Die NSU–Morde« (2015) werden mehrfach ausgezeichnet und auf Festivals eingeladen. Tuğsal Moğul inszeniert erstmals am Deutschen SchauSpielHaus.
Dieses Stück ist allen im Gesundheitswesen arbeitenden Menschen gewidmet.
Sehen Sie hier das Vorstellungsvideo mit dem Regisseur.
Eingeladen zum Heidelberger Stückemarkt 2021
Fotos: Arno Declair
Motiv: Rocket&Wink
Regie und Idee: Tuğsal Moğul Bühne und Kostüme: Ariane Salzbrunn Musikalische Leitung: Tobias Schwencke Dramaturgie: Anika Steinhoff Choreographie: Catharina Lühr
Pressestimmen
nachtkritik.de
„Eins steht außer Frage: Als politische Anstalt beweist das Deutsche Schauspielhaus auch mit dieser Inszenierung, dass eine Gesellschaft ohne so ein lebendiges Theater am Puls der Zeit wohl dringend reanimiert werden müsste.“
Hamburger Abendblatt
„Interessant ist der Alltag, und weil die drei Schauspieler so gut sind, so unaufgeregt und hochkonzentriert, trägt der Alltag Moğuls These am besten: Ein System, das ausschließlich auf Gewinnmaximierung setzt, mag halbwegs funktional aussehen, in Wahrheit aber ist es kaputt.“
NDR Kultur
„Die Musik ist fantastisch, das Ensemble ist es auch. Absolut glaubhaft spulen sie medizinische Fachbegriffe herunter, eine besonders starke Szene, in der die Geige von Swantje Tessmann die Elektroschocks einer Not-OP simuliert.“
taz
„Die Schauspieler sind famos, nicht nur ihre Jonglagen mit dem Fachjargon, auch wie sie aus dem Text Menschenbilder entwickeln statt Monster der Psychopathologie. Zwischen den Szenen gönnt Moğul dem Ensemble, barocke Klagegesänge anzustimmen. Wie leise weinende Countertenöre schütten sie ihr Herz aus. Auch fängt das live musizierende Cembalo-Kontrabass-Geige-Trio die kalte Ungeheuerlichkeit des Geschilderten immer wieder auf.“
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