Fühler 12+

Vielleicht ist es soweit und wir sind bereits in einer Zeit angekommen, von der es später heißen wird: Weißt Du noch, die Zeit, als Körper zum Tabu wurden und Berührungen abhanden kamen? Sie wurden durch Likes ersetzt. Berührungen haben angefangen, zu stören: Zu nah, zu anzüglich, zu neugierig, zu freiheitsliebend, zu sinnlich – einfach zu gefährlich! Dabei gibt es schon immer eine große Sehn sucht danach, von etwas oder jemandem berührt zu werden, Geborgenheit zu erfahren, Verbindung zu spüren – mit der Welt, meinem Gegenüber, mit dem Regentropfen, der meine Fingerspitze trifft.
Mit sich berührenden und um kein Wort verlegenen Körpern bieten drei Choreograf*innen der Entkörperlichung die Stirn. Sie kippen nicht nur das Gesetz von menschlichem Abstand, sie fordern auch ein Umdenken der Berührung ein und fragen: Wie steht es um das Berühren und das Berührt-Werden? Welche Gefühle und Ängste verbinden sich damit? Was entsteht im Moment der Berührung – eine Welt, meine Welt, mein Körper, ich selbst? Jenny Beyer, Antje Pfundtner und URSina Tossi laden Jugendliche ein, alternative Gegenwarten zu denken und Formen der Berührung als Begegnung und Kommunikation zu erproben. Junge Tänzer*innen zwischen 14 und 21 machen vor keinem Körper Halt und strecken ihre Fühler weit aus. Ob Mensch, Luft oder Stein, ob sinnlich oder symbolisch, sie berühren es, halten es, lassen es los, nähern sich wieder an. Sie sagen hin und wieder, als wäre es das Normalste der Welt: Hallo, ich möchte berührt werden. Muss nicht lang sein, aber gerne jetzt.