Nils Holgersson rettet Europa? (10+)
Nils Holgersson ist ein frecher, fauler und zeitweise sehr gemeiner Junge, der eines Tages als Bestrafung von einem Wichtel in einen kleinen Däumling verwandelt wird. In Miniaturgestalt schließt er sich einer Schar Wildgänse an, fliegt mit ihnen über Schweden hinweg, lernt die Natur- und Tierwelt kennen und wird mit der Zeit zum milden, mitfühlenden Vorzeigekind. Vermeintlich könnte man die 1906 von Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf erdachte Kindergeschichte einfach und in nur wenigen Sätzen zusammenfassen. Doch tatsächlich verbirgt sich hinter dieser Erzählung, die viele als Animationsserie oder stark gekürztes Bilderbuch kennen, ein 700 Seiten langes National-Epos, das der schwedische Lehrer*innenverband als Schulbuch in Auftrag gegeben hatte. Die damalige Zeit erforderte eine neue Beschreibung des Landes: Die Landesgrenzen hatten sich verschoben, Industrialisierung und Auswanderung bewegten die Menschen. Angesichts der aktuellen Herausforderungen und Veränderungen in Europa – sei es im Hinblick auf die Globalisierung, die Klimakrise, Migration, Krieg oder geopolitische Verschiebungen – drängt sich die Frage auf: Braucht Europa nicht auch eine neue Erzählung? Und was genau ist Europa überhaupt? Ist es nur ein Kontinent oder eine Idee, ein Konstrukt aus Werten, Mythen und Träumen? Könnte Nils Holgersson auch hier ein Held sein, mit dem wir wachsen, lernen und verstehen? In einer Neubetrachtung des Klassikers begibt sich Nils Holgersson auf eine neue Reise, fliegt mit den Gänsen über einen krisenbehafteten Kontinent und erforscht aus der Vogelperspektive, in welchen gesellschaftlichen Zusammenhängen und geprägt von welchen Umbrüchen er in Europa aufwächst.
In der Spielzeit 24–25 wird bereits das vierte Postgraduierten-Projekt realisiert. Hierbei bekommen Regieabsolvent*innen aus der benachbarten Theaterakademie die Möglichkeit, eine Produktion im künstlerischen Feld des Kinder- und Jugendtheaters zu realisieren. Die Postgraduierten-Projekte werden durch die Claussen-Simon-Stiftung gefördert.